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Sterben, von außen gesehen.

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„Die Schlampe ist am Abkratzen. Statt in Urlaub zu fahren, muss ich nun wohl den Sargträger spielen.“
Renate, mit 45 Jahren in der Mitte des Lebens stehend, hört genau diese Worte ihres Schwagers, als sie nach einer Schädeloperation entgegen allen Vorhersagen der behandelnden Mediziner wieder aufwacht. Vielleicht hätten die Männer in Weiß wohl doch etwas mehr Sorgfalt beim Verschluss der Schädeldecke walten lassen und die Naht sauber ziehen sollen, denn auch die Worte des OP-Teams „Wir können provisorisch schließen, den Eingriff überlebt sie nicht.“ hat Renate unmissverständlich wiedergeben können.

Diese Geschichte – in Anlehnung an Jörgen Bruhn, „Blicke hinter den Horizont“ – stimmt nachdenklich. Gibt es tatsächlich Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen wir kein Wissen, ja nicht einmal den Schimmer einer Vorahnung haben?
So schnell wird das niemand genau sagen können, denn wirklich zurück (!) ist noch niemand gekommen. Glauben wir jedenfalls.

Renate starb vier Tage später dann doch, an den Folgen einer Knochenentzündung aufgrund unsachgemäßer Naht zwischen den Schädelöffnungen. Ein Kunstfehler.

Nadine, Markus und Sabine
Nadine, Markus und Sabine

Diese und andere Erzählungen und Geschichten von Menschen aus Geschichte und Gegenwart haben uns letztlich veranlasst, in der Reihe KULTur im LeipzIGER OSTEN das Thema aufzugreifen, zu analysieren, darüber zu sprechen, mit Erfahrenen und Unerfahrenen und vielleicht einen Denkanstoß zu geben, dass es durchaus real ist, sich Gedanken um das Hier und Jetzt und das Später und Überspäter zu machen.
Ein interessiertes Publikum diskutierte mit Markus Garling vom Netzwerk Nahtod in Leipzig, Sabine Mehne las aus ihrem Buch „Licht ohne Schatten“ und Nadine Maria Schmidt lieferte den musikalischen Rahmen für geschlagene drei Stunden am Samstag-Nachmittag.

Natürlich haben wir das Thema nicht erschöpfend behandeln und ausdiskutieren können und natürlich blieben Fragen und unterschiedliche Sichtweisen. Daran wird sich möglicherweise in den nächsten hundert Jahren auch nichts ändern.
Denn so warm, hell und angenehm dieses Leben zwischen den Welten, zwischen Leben und Tod, hinter dem Leben und vor dem Tod, auch beschrieben wird. Es ist immer das Leben. Vielleicht eine letzte Phase, vielleicht eine unbekannte Ebene. Es ist nicht das Sterben und auch nicht der Tod.
Jeder noch so detailliert beschriebenen Nahtoderfahrung fehlt das wichtigste Merkmal des Todes, die Irreversibilität. Diese Menschen waren keine Sterbenden, denn sie sind alle zurückgekommen oder nie weggewesen. Sterben dagegen ist ein Weg ohne Wiederkehr. (Hans Grewel)

In diesem Sinne, gestalten wir das irdische Leben, damit es irgendwann genau so angenehm ist, wie heute Nahtoderlebende bereits den „Übergang“ beschreiben. Das ist Aufgabe genug – und dann wohl eher das
Sterben, von innen gesehen. (Hampe)
©casus. 2013

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