… sagen die einen. Andere wiederum behaupten beim Leibe ihrer Mutter, dass Jesus klammheimlich ins ferne Kaschmir emigrierte, um dort kurz darauf in irgendeiner Himalaja-Stadt an Altersschwäche zu sterben. Wer auch immer der Wahrheit näher kommt, so hundertprozentig steht überhaupt nicht fest, dass es Jesus im biblischen Sinne wirklich gegeben hat und ob er nicht vielleicht nur als ein am Kreuz Sterbender und eine Woche darauf Wiederauferstehender eine missionierende Rolle zu übernehmen hat. Jesus, der erste Alibi-Christ?
Die Frechesten behaupten ja ohnehin, dass Jesus viel lieber ’ne Runde Schwimmen gegangen wäre, wenn er es nicht so mit dem Kreuz gehabt hätte!
Ins Geschichtsbild passt da schon eher, dass sich wohl einer der Jünger geopfert hatte und der in Wirklichkeit feige Jesus davonpilgerte.. Jesus, der Lehrer der Gerechtigkeit. Am Kreuz wird er wohl gestorben sein, Frage ist nur, an welchem, möglicherweise am eigenen.
Warum fällt mir diese biblische Geschichte gerade heute und gerade jetzt ein?
Naja, das Wetter am heutigen Pfingstsonnabend war hierzulande ganz ordentlich, nicht zu warm, nicht zu windig, es lud zu einem Stadtrundgang ein, klar, eher eine Stadtrundfahrt im medizinisch korrekten rollenden Stuhl. Opi vorn, ich hinten, ziemlich beste Freunde. Wie meint der alte Herr immer, „Schwarze Guggen“, was wohl der sächsische Ausdruck für „das Wave Gotik-Treffen mit den Augen begleiten“ bedeutet. Danach noch eine kurze Stippvisite im Capa-Haus, Erdbeertorte, Schlagsahne aus dem Automaten und e Tässchen Heeßen genau dort, wo vor ziemlich genau siebzig Jahren Robert Capa den „Last man to die“ auf Zelluloid bannte. Ist auch geschichtsträchtig. Und wahrheitsgesichert.
Wir sitzen dort auf der klassisch mit Holz und Glas überdachten Veranda unmittelbar entlang der Bowmanstraße. Keine 30 Meter hinter der Abbiegung von der Jahnallee, früheren Frankfurter Straße. Ein silberfarbener Blechvierbeiner mit Ford-Emblem bleibt unsicher umherschauend mitten in der rechten Fahrspur stehen, studiert den Leipziger Stadtplan, verwechselt Nord mit Süd, braucht länger. Es kam wie es kommen musste, hinter ihm Stau, weil das Reißverschlusseinfädeln nicht unbedingt Sache der Ossis ist, Stau also bis in den Kurvenbereich und – Peng Krach Bumm Au – ein schwarzer Stern rammt eine ebenfalls nicht vorbeikommende Irgend-ein-Emblem-tragenden Blechkiste. Splittern tut aber nur Plastik. Just genau in diesem Moment verdrückt sich der im-Weg-stehende Ford und fährt klammheimlich fort. Besser is.
Sollen die beiden das unter sich ausmachen, wir haben Gegenwart, nicht biblische Vergangenheit, jeder ist sich selbst der Nächste, jeder opfere sich selbst.
Bis die Apostelgeschichte 24:15 wahr wird und die gesamte Erde in ein buchstäbliches Paradies verwandelt ist, dauert es demnach noch. Nichts von beginnender Transformation, nichts mit dem Maya-Kalender und seiner Prophezeiung. Nicht einmal auf die Erderwärmung ist wirklich Verlass.
„Der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein.“ aus der Offenbarung 21:4 – Gott bewahre. Ich hätte nichts mehr zu tun, wäre arbeitslos. Lieber Gott im Himmel oder Jesus im Himalaja, wartet noch fünf Jahre, bitte.
Ach ja, Gott ist alt und Jesus starb am Kreuz.
Glück gehabt.
©Casus. 2016
(Der Originalbeitrag findet sich hier: httpss://ccasus.wordpress.com/2016/05/14/das-sterbewerk_episode-32-er-starb-am-kreuz/)
Schreibe einen Kommentar